* 29. Februar 1896
† 19. Juni 1984
von Hans Oesch
Essay
Wladimir Vogels Tonsprache, die er aus Rußland mitbrachte und die ihm zu Beginn der Studien bei Ferruccio Busoni eigen war, offenbart sich in den wenigen Takten von Nbsp.1, dem mit „Klotzig“ überschriebenen Klavierstück aus der Sammlung „Expressionistische Stücke“ von 1921, die um 1933 in Berlin teilweise verlorenging. Der Komponist revidierte das erhalten gebliebene kleine Werk 1968 und veröffentlichte es 1977 als Nr.1 der „Dai tempi più remoti“. Tre pezzi per pianoforte (1921; 1923; 1947). Die Musik ist atonikal mit einer entschiedenen Tendenz zur Vollchromatik: Das Zwölfertotal wird bereits in Takt 5 erreicht. Der Kompositionstechnik Skrjabins ist „Klotzig“ insofern verpflichtet, als das Material Takt für Takt auf eine Klangfläche verteilt und nicht primär nach motivisch-thematischen Gesichtspunkten behandelt ist. Der auf Liszt zurückweisende, sich hier manifestierende russische Klavierstil beruht auf dem Ideal der von der Tiefe bis zur Höhe gleichzeitig voll klingenden Tonbereiche des Instruments. Bereits in den „Nature vivante“. Six pièces expressionnistes (1917/21), von denen „Strophe d'album“ und „Prélude gris“ noch in Birsk entstanden sind (aber erst 1962 in Locarno ediert wurden), gestaltete Vogel solche Charakterstücke je unterschiedlicher poetischer Stimmung. Expressionismus heißt für ihn Gestaltung innerer Erlebnisse, bedeutet starken Ausdruck, ...